Bindung wird intrauterin in Interaktionen zwischen Mutter und Kind programmiert und spielt eine Schlüsselrolle in der pränatalen Gehirnentwicklung, vor allem des limbischen
Systems und des Gehirnstamms.
Bei der Programmierung pränataler Bindung gibt es kritische Phasen von Verletzlichkeit. Diese frühen Bindungsphasen haben eine dauerhafte Wirkung auf späteres Bindungsverhalten. Nach William
Emerson (1996) können wir fünf kritische Phasen unterscheiden: Empfängnis, Implantation, Entdeckung, Geburt sowie die ersten Minuten und Stunden nach der Geburt.
Der bidirektionale Blutfluss von der Mutter zum Fetus, der durch Plazenta und NS vermittelt wird, führt zur Entstehung physischer Gefühle, welche die Grundlage für spätere
psychische Gefühle bilden. Der Nabelschnuraffekt bezeichnet diesen Austausch von guten und von Stress-Gefühlen, und funktioniert etwa von der fünften Woche nach der Empfängnis
bis zur Geburt.
Erscheinungsformen von Nabelschnuraffekt (Lake):
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Positiv:
Freude und Angenommensein durch die Mutter führt zu fetaler Freude, über das Gesehenwerden und willkommen sein.
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Negativ:
Der Fetus wird frustriert durch die Nichtbeachtung der Mutter in Bezug auf ihren eigenen Körper, ihre Schwangerschaft und den Fetus als heranwachsendes Wesen. Er gibt ein zunächst
verwundertes, später verzweifeltes Gefühl von Missachtung, Vernachlässigung oder Desinteresse. Der Fetus kann nicht gedeihen, weil seine Sehnsucht blockiert ist.
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Sehr negativ:
Die Verzweiflung entsteht als Ergebnis mütterlicher Verzweiflung. Sehnsucht, Unruhe, Angst, Wut, Ekel, Verbitterung, Eifersucht. Daraus kann die Angst entstehen, vom mütterlichen Hass getötet
zu werden.
Stufen fetaler Antwort:
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Ideal:
Kommuniziert werden Friedlichkeit, Zärtlichkeit, Wärme, zufriedenes Glück.
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Bewältigend:
Mütterlicher Affektfluss ist nicht ideal, aber immer noch gut genug, um einen Vertrauensverlust zu verhindern, die Interaktion ist mehr oder weniger befriedigend. Der Fetus versucht, das
Defizit, bzw. die Verzweiflung zu bewältigen.
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Widerstand:
kann variieren zwischen aggressiver Aktion und passiver Nicht-Kooperation.
Es gibt eine überwältigende Überflutung mit bitteren, schwarzen mütterlichen Emotionen. Dieser Schmerz muss durch Abspaltung unterdrückt werden.
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Transmarginaler Stress:
Wenn die absolute Grenze erträglichen Schmerzes erreicht wird, entstehen paradoxe Reaktionsmuster: Das Selbst wendet sich gegen sich selbst und wünscht seine eigene Vernichtung und seinen
Tod.
Diese Erscheinungsformen des embryonischen Affektflusses bilden die Vorlage für Bindungsmuster, programmieren den Hirnstamm und bilden grundlegende Muster für «instinktive» Reaktionen auf
Gefahr.
- Der negative Affektfluss und die Bewältigungsstrategie des Fetus tragen zu einem ambivalenten, unsicheren Bindungsmuster bei
- Die neg. Formen mit Widerstand führen zum unsicheren vermeidenden Bindungsmuster.
- Unsichere Bindungsmuster zeigen eine Störung der Balance zwischen Nähe und Distanz.
- Der sehr negative Nabelschnuraffekt und transmarginaler Stress führen zum desorganisierten Bindungsmuster.
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